Biografische Daten
Biografische Daten
Geboren 1949, aufgewachsen in Winterberg ZH. Lehramtsschule in Winterthur, Englandaufenthalt, Schule für Soziale Arbeit in Zürich.
Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Spätere Wohnorte waren Zürich, Thusis GR, Basel (30 Jahre), Epauvillers JU (seit 13 Jahren).
Wir waren damals Pioniere in gemeinsamer Elternverantwortung, haben uns also Familien- und Erwerbsarbeit geteilt. Ich habe rund 40 Jahre als Sozialarbeiterin und teilweise zusätzlich als Supervisorin gearbeitet. Mein Gebiet war die Arbeit mit Gruppen, später insbesondere die Förderung von Selbsthilfegruppen. Ich war massgeblich am Auf- und Ausbau einer baslerischen (heute: "Zentrum Selbsthilfe Basel"), und später gesamtschweizerischen Förderstruktur für Selbsthilfegruppen (heute: "Selbsthilfe Schweiz") mit 18 regionalen Zentren beteiligt. In diesem Zusammenhang verfasste ich das Grundlagenwerk „Selbsthilfegruppen und ihre regionalen Kontaktstellen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein“, 1996 im Zürcher Seismo-Verlag.
Der rote Faden
„Selber machen, selber erfinden, der eigenen Wahrnehmung vertrauen, sich nicht durch Autoritäten einschüchtern lassen“… so kann ich den Faden beschreiben, dem ich gefolgt bin. Darin steckte viel Energie und Freude, aber der bequemste Weg war das sicher nicht.
In der sozialen Arbeit hiess dies Ratsuchende (sowie mich selber) zu ermutigen der eigenen Wahrnehmung und eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Im Positiven hiess das, dass ich genau das tun konnte, was ich als meine Lebensaufgabe verstand und dabei auch noch unser Leben mitverdiente. Der Preis dafür war eine Arbeit, die sich über lange Zeit nur schwer finanzieren liess und nur allmählich die nötige Anerkennung in der Fachwelt und bei den Behörden fand.
Es entstanden Freundschaften mit Menschen, die ähnlich funktionierten, sei es in den Selbsthilfegruppen oder mit Kolleginnen und Kollegen. Oft haben wir uns miteinander entwickelt, weit über das hinaus, was jede einzelne Person hätte erreichen können. In dieser Art der Zusammenarbeit steckt eine grosse Kraft, die uns sehr getragen hat.
Aber natürlich ist so viel Herzblut auch ein gefährlicher Saft. Denn wir haben uns alle nicht geschont und oft viel zu viel gearbeitet, ohne zu fragen wer das entschädigen könnte. Und Krisen und Trennungen waren darum dramatisch, weil es ja für alle um etwas zentrales im Leben ging, von dem man nicht abweichen konnte.
Textiler Werdegang
An ein Projekt als kleines Mädchen erinnere ich mich noch gut. Es war eine Ferienlandschaft quer durch mein Zimmer mit Seen, Bergen, Schiffen und Seilbahnen. Die technischen Probleme habe ich alle textil (super!) gelöst. Speziell erinnere ich mich noch an eine grössere Anzahl von Pudeln, die diese Welt bevölkerten. Die hatte ich in einer speziellen Pommeltechnik herzustellen gelernt. Diese Kunst war nicht ganz im Sinne meiner Mutter, die eher auf Ordnung und Sauberkeit aus war.
Besonders gefördert in meinen textilen Interessen wurde ich also nicht. Aber ich lebte ich in einem Haushalt wo textiles Material und Werkzeug selbstverständlich vorhanden und zugänglich war. Meine Mutter war gelernte Weissnäherin und in der Familie meines Vaters gab es zwei Grossonkel, die es als Stickereientwerfer aus dem Thurgau bis nach Amerika brachten. Dass aus meiner Leidenschaft ein Beruf werden könnte, stand nicht zur Diskussion. Ich bin eine textile Autodidaktin, die zwar einzelne Kurse in Grundtechniken und im Zeichnen besuchte, sonst aber gerne alles selber erfindet.
In der ersten Zeit habe ich viel gehäkelt. Dies erlaubte grosse Flexibilität. Man kann überall ansetzen und auch mal etwas herausschneiden, ohne Fallmaschen zu produzieren. Bis dahin arbeitete ich mit Woll- und Garnresten, die ich überall zusammensuchte.
Die Entdeckung von Schafwollflies als neuem Werkmaterial war entscheidend. Nun konnte ich mein eigenes Wollgarn herstellen und ich lernte es auch mit Pflanzen und chemisch zu färben. Der nächste folgerichtige Schritt war das Filzen, das meines Wissens bis in den 80er-Jahren in der Schweiz kaum bekannt war. Nun war fast alles möglich: zeichnen und malen mit Wolle, dreidimensionale Arbeiten kompakt oder als Hohlform.
Seit meiner Pensionierung kann ich frei über meine Zeit verfügen. Das ist ein unglaublicher Luxus... verbunden mit der Herausforderung, dass mehr Zeit auch mehr Qualität ermöglicht.
In Zusammenarbeit mit dem Grafiker Franz Reumer entstand eine Dokumentation der wichtigen Arbeiten der letzten Jahre, die hier gezeigt werden.
Arbeitsweise
Ich gehe vom Material aus und schaue, wohin es mich führt. Das beginnt oft mit der Wolle, wie sie direkt vom Schaf kommt und mit den Vorarbeiten wie waschen und karden. Die Grösse eines Werks ist kaum je von Anfang an geplant, sondern ergibt sich im Prozess. Ich mische verschiedene textile Techniken je nach Bedarf, arbeite aber grundsätzlich immer von Hand. Filz erweist sich auch als genialer Stickgrund der eine lockere und zügige „Stickschrift“ erlaubt.
Dieses Arbeiten mag auf den ersten Blick planlos erscheinen. Es hat aber seine Gesetzmässigkeiten, die ich immer besser kennen lerne. Ich will aber nicht verheimlichen, dass ich manchmal viel Lehrgeld bezahle, bis sich eine gültige Form herausschält. Meine Versuche, die Umwege durch geplanteres Vorgehen abzukürzen, sind meist gescheitert. Heute weiss ich, dass mein ursprünglicher Weg mein einzig richtiger ist und dass es nur so funktioniert. Das ist vielleicht eine Weisheit kreativen Schaffens: man kann meist nur etwas richtig gut und sich zu weit davon entfernen zu wollen macht unglücklich.